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Archive manager
Jens Hild
-
18,0 lfm
Inventory
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(1512) 1537-1990
Runtime
Archive history
Die heute zur Verwaltungsgemeinschaft „Südliches Saaletal“ im Saale-Holzland-Kreis gehörige Gemeinde Großeutersdorf unterhält seit dem Jahre 1990 wieder ein eigenes Archiv. Damit nimmt sie die ihr gemäß Kommunal- und Archivrecht übertragene Verantwortung für ihren überlieferten historischen Urkunden- und Aktenbestand selbst wahr.
Ein Blick in die Vergangenheit führt uns vor Augen, wie sich im Laufe der Jahrhunderte Umfang und Form des gemeindlichen Archivwesens entwickelt haben. Dabei kann man wohl davon ausgehen, dass das Großeutersdorfer Beispiel dem der meisten vergleichbaren Gemeinden Thüringens gleicht oder zumindest ähnelt. Anfangs waren es nur sehr wenige Urkunden und sonstigen Schriftstücke, die die Gemeinde aufzubewahren hatte. Zum einen hatte dies seine Ursache in der noch im Mittelalter vorherrschenden Bedeutung des gesprochenen Wortes und mündlich überlieferter Traditionen in Fragen des Rechts und der örtlichen Verwaltung. Zum anderen besaß ein kleines Gemeinwesen wie das Großeutersdorfs noch nicht die umfassenden Rechte einer Körperschaft im heutigen Sinne. Hinzu kommt noch, dass es innerhalb der Dorfgemeinschaft kaum jemanden gab, der des Schreibens mächtig war. Erst im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts setzte eine verstärkte Dokumentierung von gemeindlichen Angelegenheiten in schriftlicher Form ein. In Großeutersdorf – wie sicherlich auch in anderen Dörfern – hat man diese Unterlagen zunächst in der Kirche, genauer gesagt, im dortigen Kirchenkasten aufbewahrt. Das Gotteshaus war anfangs das einzige steinerne Gebäude des Ortes und bot damit einen besseren Schutz vor Feuer und Diebstahl. Anfang 1578 erfolgte eine Inventarisierung „etlicher vornehmlicher Schriften und Kopien der Gemeinde Großeutersdorf“. Leider ist davon nur das Titelblatt erhalten geblieben. Eine spezielle Lade zur Aufbewahrung des gemeindlichen Schriftgutes wurde im Jahre 1708 angeschafft. Auf behördliche Anordnung hin wurde der Inhalt dieser Gemeindelade im Dezember 1733 einer Visitation unterzogen. Das entsprechende Verzeichnis gibt genaue Auskunft darüber, welche Dokumente seinerzeit in der Dokumententruhe vorhanden waren.
Anstelle der alten Gemeindelade, die verkauft wurde, schaffte sich die Gemeinde im Jahre 1784 eine neue an. Die Lade befand sich im Hause des Amtsschulzen (Amtsschultheiß). Beim Amtsantritt eines neuen Schulzen wurde diesem die Gemeindelade samt Zubehör mit übergeben. Bis ins 20. Jahrhundert hinein änderte sich nichts an diesen Gepflogenheiten. Mit dem Anwachsen des Aktenbestandes war es jedoch unumgänglich geworden, der Lagerung desselben etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Auch die übergeordneten Behörden erließen nun immer wieder Anordnungen über Aktenführung, -ausscheidung und –archivierung. Bürgermeister Werner Schmidt (Amtszeit 1933 – 1945) beschäftigte sich wie kein anderer vor ihm mit den Archivakten der Gemeinde. Er durchforschte die Bestände, legte neue Registraturen an, beschriftete einen Großteil des Archivgutes und erarbeitete schließlich auf dessen Grundlage eine Ortschronik, die allerdings verschollen ist. Im Rahmen eines im Sommer 1941 erfolgten Umbaus des Gemeindehauses zwecks Schaffung von Räumlichkeiten für einen Erntekindergarten und für die Gemeindeverwaltung wurde auch eine kleine Kammer als Archiv eingerichtet. Bereits nach wenigen Jahren – wohl infolge des dreimaligen Bürgermeisterwechsels im Jahre 1945 – glich das Gemeindearchiv laut Aussage der damaligen Sekretärin einer Rumpelkammer.
Im Zuge der Anordnung über die Errichtung von Stadt- und Kreisarchiven vom 26. Februar 1951 kam es dann schließlich im Dezember 1952 zur Einrichtung eines Kreisarchives für den neu gebildeten Landkreis Jena. Städte und Gemeinden unter 5 000 Einwohner mussten bald darauf ihre alten Aktenbestände an dieses Archiv abgeben. Die Gemeinde Großeutersdorf übergab im November/Dezember 1953 die abgeschlossenen Aktenvorgänge und den größten Teil ihres Archivgutes an das Kreisarchiv. Auch in der Folgezeit kam es immer wieder zur Abgabe von Gemeindeakten an den Landkreis. Alle Unterlagen gehörten fortan zum so genannten staatlichen Archivfonds der DDR. Aufgrund ungünstiger räumlicher Verhältnisse machten sich im Jahre 1986 eine Auslagerung der Kreisarchivbestände und deren vorübergehende Aufteilung auf die Gemeinden des Landkreises Jena erforderlich. Am 29. Oktober 1986 wurde der Bestand Großeutersdorf in einem Raum der ehemaligen Dorfschule eingelagert.
Als im Zuge der politischen Wende die kommunale Selbstverwaltung wieder eingeführt wurde und die Archivbestände der Gemeinden wieder in deren Eigentum übergingen, entschieden sich die Verantwortlichen in Großeutersdorf dafür, künftig ein eigenes Archiv zu unterhalten. Durch Auflösung der Poststelle stand auch ein geeigneter Raum im einstigen Gemeindebrauhaus zur Verfügung. Dieser konnte am 13. März 1992 bezogen werden. Im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ordnete und verzeichnete der Verfasser dieser Zeilen damals den gesamten Gemeindebestand. Seit einigen Jahren wird das Archiv nun ehrenamtlich betreut. Neben der Neuordnung kam und kommt es immer wieder zu Ergänzungen und Erweiterungen des Bestandes. Außerdem bereichern inzwischen neu angelegte Sammlungen von Ansichtskarten, Fotos, Plakaten und Zeitungsartikeln den gemeindlichen Archivfundus. Ende Januar 2003 erfolgte nochmals ein Umzug des Gemeindearchives in einen anderen Raum des alten Brauhauses, wo es nun hoffentlich seinen festen Standort behalten kann.
Derzeit umfasst das Archiv rund 17 laufende Meter Aktenmaterial. Die ältesten Dokumente stammen aus dem 16. Jahrhundert. Als wahre ortsgeschichtliche Fundgrube erweisen sich insbesondere die alten Gemeinderechnungen, Protokollbücher und Erbzinsregister. In verschiedenen Fällen konnten mit Hilfe von Archivalien auch heutige Verwaltungsvorgänge problemlos abgearbeitet und gemeindliche Rechte nachgewiesen werden (Entschädigungen für Vertriebene, Rentenbescheinigungen, Bau- und Grundstücksfragen usw.) Zu erwähnen ist noch, dass mit dem Archiv des Saale-Holzland-Kreises und der Archivberatungsstelle Thüringen seit langem eine gute Zusammenarbeit praktiziert wird.
Jens Hild