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Elektronische Kommunikation
Archivleiter/in
Dr. Hans-Diether Dörfler
-
350,0 lfm
Bestand
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ab (1418) 1533
Laufzeit
Archivgeschichte
Ein erster direkter Hinweis auf ein Urkundendepot in Sömmerda liegt für das letzte Drittel des 14. Jahrhunderts aus dem kirchlichen Bereich vor. Ausgehend von der städtischen Entwicklung Sömmerdas ist es allerdings sehr wahrscheinlich, daß auch in der weltlichen Gemeinde ein Urkundendepot bestand, da zur selben Zeit mehrfach Rechtshandlungen nachweisbar sind, an denen die Körperschaft Sömmerda maßgeblich beteiligt war. Ausdruck dafür ist gleichzeitig, dass für diese Kommune das bisher älteste Gemeindesiegel Thüringens vorliegt, welches sich erstmals 1369 nachweisen läßt. Für 1400 gibt es zudem den Hinweis auf ein Stadtbuch, welches 1666 noch vorhanden war, dessen Verbleib jedoch gegenwärtig unbekannt ist.
Im Gegensatz zu den verschiedenen Hinweisen auf mittelalterliche Dokumente im Besitz der Stadt Sömmerda beginnt die älteste Überlieferung erst 1533 mit einer Stadtrechnung. Ein noch im 19. Jahrhundert vorliegendes Stadtbuch, das ebenfalls seit 1533 geführt wurde, muß unterdessen gegenwärtig als verschollen gelten. Danach verdichtet sich jedoch die Quellenlage insbesondere in bezug auf die verschiedenen in der Stadt bzw. bei den Kirchgemeinden geführten Rechnungen, Kopialbücher und Miszellenbände. Insgesamt liegen so für die Jahre von 1533 bis 1813 immerhin noch ca. 15,0 lfm Akten im A-Bestand vor. Im Gegensatz dazu mangelt es heute an Urkunden aus dem Mittelalter und der Neuzeit, deren Existenz sich aber punktuell bis zum Ende des 19. Jahrhunderts im Archiv nachweisen läßt.
Die Aufbewahrung der städtischen Registratur erfolgte im Rathaus bzw. in der Sakristei des in kommunalen Besitz befindlichen Turmes der Bonifatiuskirche. Zuständig dafür war der Stadtschreiber. Eine weitere, jedoch sehr kleine Registratur dürfte zumindest zeitweise in Verbindung mit dem städtischen Amt der Zweiermännern vorgelegen haben. Im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen zwischen der kurmainzischen Regierung in Erfurt und dem Stadtrat wurde das Schriftgut der Stadt aus dem 16. bis 18. Jahrhundert jedoch 1765 beschlagnahmt und in das Amt im benachbarten Schloßvippach verbracht. Erst 1769 gelangten die Dokumente wieder in die Stadt zurück, wo sie heute im A-Bestand weistestgehend noch vorhanden sind.
Die Aufbewahrung der Archivalien entsprach im 19. und 20. Jahrhundert nicht immer den inzwischen postulierten Anforderungen und gesetzlichen Bestimmungen. Zu diesem Ergebnis kam auch der Magdeburger Archivdirektor Georg Winter im Rahmen seiner 1907 durchgeführten Inspektion im Regierungsbezirk Erfurt, bei der die Archivalien auf dem Dachboden des Rathauses vorgefunden wurden. Da sich Bürgermeister Enzmann offen für ein Deponierung in Magdeburg zeigte, wurde 1910 der Altbestand aus der Zeit von 1533 bis ins ersten Drittel des 19. Jahrhunderts in das dortige Staatsarchiv überführt und noch im selben Jahr durch Winter provisorisch verzeichnet. Daneben verblieben jedoch einzelne ältere sowie die vermutlich in der Registratur aufbewahrten Akten aus dem 19. Jahrhundert in Sömmerda. Sie wurden später auf dem Dachboden deponiert, wo sie bis in die 1990er Jahre verblieben.
Eine stärkere Zuwendung erfuhren die Sömmerdaer Archivalien schließlich im Rahmen der staatlichen Archivpflege in der Preußischen Provinz Sachsen. 1937 wurde so der Sömmerdaer Lehrer i.R. Alfred John als Archivpfleger eingesetzt, der noch im selben Jahr begann, die Bestände auf dem Rathausboden zu säubern, ordnen und verzeichnen. In Verbindung damit wurden auf Anweisung des Bürgermeisters zwei feuersichere Aktenkammern (eventuell sind damit schon die bis Anfang der 1990er Jahre genutzten Archivräume gemeint) angelegt und die Akten überwiegend dort eingelagert, eine Maßnahme, die 1939 zum Abschluß kam. Möglicherweise waren von der Umlagerung auch die im Besitz der Stadt befindlichen und heute noch im Archiv überwiegend vorhandenen älteren Zeitungen sowie Teile der Ratsbibliothek betroffen. Als John im September 1939 wieder für den Schuldienst aktiviert wurde, brachte dies zugleich eine Reduzierung in der Archivpflege mit sich. John bemühte sich danach insbesondere um die Ermittlung von Archivalien aus dem privaten und wirtschaftlichen Bereich.
Einen Einschnitt in der Archivgeschichte der Stadt Sömmerda brachte schließlich das Kriegsende 1945, mit dem die Vernichtung von Unterlagen insbesondere aus nationalsozialistischer Zeit einherging, während sich bei den Quellen bis zu Beginn der 1930er Jahre kaum Archivalienverluste feststellen lassen. Daneben soll es jedoch nach 1945 noch zu wilden Kassationen durch einen Hauptamtsleiter der Stadt gekommen sein. Einzelne Archivalien vom Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre wurden zudem im Rahmen der Entnazifizierungsaktivitäten durch die Kriminalpolizei (bzw. Staatsicherheit?) übernommen und gelangten so nach 1990 in das Bundesarchiv anschließend 1999/2005 in das Thüringische Hauptstaatsarchiv Weimar.
Die stärkere Hinwendung zum kreislichen und kommunalen Archivwesen sowie zur Heimatgeschichte auch im Kontext zu den Aktivitäten des Kulturbundes in den 1950er Jahren bewirkte, daß den Sömmerdaer Quellen wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Nach sporadischen Ansätzen auf diesem Gebiet wurde im November 1958 Hedwig Köttig hauptamtlich mit der Archivbetreuung beauftragt. Das verstärkte Interesse an den Archivalien führte schließlich auch dazu, daß der Depositalvertrag mit dem Staatsarchiv in Magdeburg gekündigt und die Quellen 1960 wieder nach Sömmerda überführt wurden, wo sie seitdem den A-Bestand bilden.
Während in den 1960er bis 1980er Jahren die einfache Erfassung eines großen Teils der Überlieferung des 19. und 20. Jahrhunderts als B- und C-Bestand erfolgte – ein anderer Teil von überwiegend aus dem 19. Jahrhundert stammender Akten schlummerte bis in die 1990er Jahre weitestgehend unbeachtet im Dachgeschoß des Rathauses – gerieten die neuzeitlichen Akten immer mehr in „Vergessenheit“ obwohl sogar eine Kopie des Repertoriums von Winter in Sömmerda vorhanden war. Eine notwendige Bestandsbearbeitung erfolgte daher nicht und wurde erst ab 1991 extern in Angriff genommen und bisher zu über 90 % durchgeführt. Ebenfalls nach 1990 wurde eine teilweise Bestandsrevision vorgenommen, da bei der vorhergehenden Erfassung der Akten des B-Bestandes Provenienz-Fragen kaum eine Rolle gespielt hatten. Dadurch konnten u.a. auch Akten aus dem Familiennachlaß Kronbiegel-Collenbusch (weitere Nachlaßteile befinden sich im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar und beim Sömmerdaer Heimat- und Geschichtsverein e.V.) ermittelt und separiert werden, der insbesondere für die Wirtschafts- und Industriegeschichte Thüringens und Sömmerdas wichtige Archivalien enthält.
Da die räumlichen Bedingungen für das Stadtarchiv zu Beginn der 1990er mehr als ungenügend waren – die Akten lagerten zum Teil haufenweise in 2 Räumen über dem heutigen Ratskeller sowie auf dem Dachboden des Rathauses – wurde 1995 ein neues Archiv in der ehemaligen Poliklinik (Poststraße 1) geschaffen, das auch modernen Ansprüchen standhalten kann. Hinzu kommt, daß das Archiv seit 1990 durchgängig hauptamtlich besetzt ist. Die erheblich verbesserte Archivsituation ermöglichte es, daß das Archivgut der eingemeindeten Ortsteile Frohndorf, Leubingen, Orlishausen, Rohrborn, Schallenburg, Stödten, Tunzenhausen und Wenigensömmern übernommen werden konnte. Damit befindet sich der größte Teil der kommunalen Überlieferung jetzt im Stadtarchiv. Lediglich die Aktenführung im Bauamt der Stadt Sömmerda bedingt, daß dort gegenwärtig noch Akten vorliegen und geführt werden, die z.T. in größerem Umfang Schriftstücke aus der 2. Hälfte des 19. und der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts enthalten.