Kontakt

Postanschrift

  • Stadtverwaltung Mühlhausen, Stadtarchiv
  • PF 12 43
  • 99962 Mühlhausen

Dienstanschrift

  • Stadtverwaltung Mühlhausen, Stadtarchiv
  • Ratsstraße 25
  • 99974 Mühlhausen

Öffnungszeiten

Di 9.00-12.00 und 13.00-18.00, Do 9.00-12.00 und 13.00-16.00 sowie nach Vereinbarung

Archivleiter/in

Dr. Helge Wittmann


  • 2.100,0 lfm

    Bestand

  • 1139-2009

    Laufzeit


Archivgeschichte

Das Stadtarchiv hat seinen Sitz im Rathaus, einem Gebäudeensemble, dessen älteste Teile aus der Zeit vor 1300 stammen und das sowohl gotische als auch Renaissance-Bauten umfasst. Bereits 1615 berichtet die Mühlhäuser Chronik: "Dies Jahr ist vom Rathe das unterste Gewölbe zur geheimen Canzlei und Archiv bestimmt worden." Mit dem untersten Gewölbe ist das Zwischengeschoss im südlichen Renaissance-Bau des Rathauses von 1595/96 gemeint, in dem sich noch heute das Reichsstädtische Archiv befindet. In diesen einzigartigen Räumen mit seinen bemalten Schränken und Truhen aus dem Beginn des 17. Jh. gibt eine ständige Ausstellung Einblick in die bedeutende Historie der ehemals freien Reichsstadt Mühlhausen.

Die Geschichte des Archivs lässt sich jedoch bis in die Frühzeit der Stadt zurückverfolgen. Spätestens seit Anfang des 14. Jh. hat es ein sorgfältig verwahrtes Urkundendepot gegeben, das sich unmittelbar neben der Rathaushalle in der Kaiser- und Silberkammer befand. Die so behüteten Urkunden waren gerade für die Reichsstadt Mühlhausen von eminenter politischer Bedeutung. Regelmäßig mussten die für ihren Rechtsstatus wichtigen Königs- und Kaiserurkunden bei Regierungswechseln vom neuen Herrscher bestätigt werden. Bis in das 18. Jh. hinein führte dies zu diplomatischen Kontakten mit dem kaiserlichen Hof. Allerdings war das Urkundendepot nicht die Grundlage für die Etablierung des städtischen Archivs, sondern die geordnete Kanzleiregistratur.

Die starke Differenzierung der Verwaltung im 15. und 16. Jh., die Verteilung der Aufgaben an Kommissionen und Ämter, brachten ein schnelles Anwachsen des Schriftgutes mit sich. Das sprengte bald die Möglichkeiten der Unterbringung von Akten in der Kanzlei und den übrigen Amtszimmern. Daher entschied sich der Rat 1615, ein offizielles Archiv einzurichten. Vorerst nahm es nur die Altregistratur der Kanzlei auf, aber rasch folgten auch die anderen Bereiche der Verwaltung mit Aktenabgaben. In seinen Anfängen wurde das städtische Archiv nur nebenamtlich von Kanzleibediensteten und Registratoren verwaltet. Erst im 19. Jh. erkannte man den besonderen Wert und die Tradition des Stadtarchivs. Eine Reihe bedeutender Historiker und Archivare wie Friedrich Stephan (1818-1849), Karl Herquet (1869-1872), Eduard Heydenreich (1899-1902), Wilhelm Wintruff (1911-1914), Ernst Brinkmann (1919-1952) und Gerhard Günther (1959-1990) haben das Archiv zu einer hervorragenden Fund- und Forschungsstätte der Mühlhäuser Stadtgeschichte gemacht.

Für die deutsche Geschichtswissenschaft hat das Archiv mit seinen wertvolllen Quellen eine ungewöhnlich große Bedeutung. Seine Bestände beinhalten das gesamte überlieferte Schriftgut der reichsstädtischen Verwaltung in weitgehender Geschlossenheit. Dabei dürfte wohl die stattliche Reihe der Kopialbücher einzig in ihrer Art dastehen. Diese Urkundenregister umfassen mit wenigen Lücken den Zeitraum von 1382 bis 1802. Die Schreiben des Rates der Reichsstadt sind an die Fürsten, Herren und Städte in ganz Deutschland gerichtet und bieten eine Fülle kulturhistorischer Nachrichten. Von nicht geringerer Wichtigkeit sind die Kämmereirechnungen, die in über 300 Bänden von 1407 bis 1804 reichen. Für die Rechtsgeschichte sind die handschriftlichen Statuten besonders interessant, darunter das Mühlhäuser Rechtsbuch nach des Reiches Recht aus der Zeit um 1224. Es ist das älteste Stadtrechtsbuch in deutscher Sprache. Alles in allem umfassen allein die Bestände des Reichsstädtischen Archivs ca. 2.300 Urkunden und 200 flm Akten; dazu zählen auch die Archivalien von 19 reichsstätdtischen Dörfern, die früher zur Gemarkung der Stadt gehörten. Der Gesamtbestand des Mühlhäuser Stadtarchivs umfasst heute allerdings weit mehr als das Kanzleiarchiv. Über 2.100 lfm Akten, diverse Sammlungen alter Siegel, Karten, Plakate, Lichtbilder, Druckstöcke, Druckschriften und eine umfangreiche Bibliothek repräsentieren das Stadtarchiv in seiner ganzen Vielfalt als Forschungsstätte und Gedächtnis der Verwaltung.