Dr. Christoph Meixner

Das Archiv wurde am 1. Oktober 1995 gegründet. Es entstand aus der Zusammenlegung des bisherigen Verwaltungsarchivs der Hochschule (1872 als erste Orchesterschule Deutschlands von Carl Müllerhartung gegründet) und des 1950 gegründeten Instituts für Volksmusikforschung, das als Archiv aus umfangreichen wissenschaftlichen Sammlungsbeständen und einer Handbibliothek bestand. Die Überlieferung aus der Registratur der Musikhochschule setzt erst nach 1945 ein, weil der überwiegende Teil der Altregistratur beim Bombenangriff auf Weimar im Februar 1945 vernichtet wurde.

Eine zweite Abteilung des Hochschularchivs bildet das Thüringische Landesmusikarchiv (THLMA) - seit 2001 so bezeichnet - welches die hochrangigen wissenschaftlichen Musiksammlungen umfasst. Damit wird die bereits früher vorhandene Funktion als Sammlungsstelle für die Musikgeschichte Thüringens auf neuer Basis fortgesetzt, um den Anforderungen, die sich durch das Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena ergeben, gerecht werden zu können. Mit der Anbindung an das Hochschularchiv ist sowohl die archivische Betreuung der Quellen als auch die Möglichkeit zur Wiederaufführung vergessener Musikgeschichte gegeben.
Das THLMA beherbergt Musikhandschriften des 13. bis 20. Jh., seltene Notendrucke, Nachlässe zahlreicher Komponisten, bedeutender Interpreten und Musikwissenschaftler, Nachlässe von Volksliedsammlern und -forschern, Sammlungen zur europäischen Musikethnologie, Instrumenten- und Tonträgersammlungen sowie das Thüringer Volksliedarchiv.
Eine musikhistorische Besonderheit in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt in Folge der lutherischen Schulreform waren die Adjuvanten - die musikkundigen Helfer des Kantors und Schulmeisters in den Dörfern. Singen und Instrumentalspiel wurde ebenso geübt und gelehrt wie Rechnen und Schreiben. Das Repertoire der Adjuvantenarchive ist sensationell. Es befinden sich dort nicht nur Kompositionen örtlicher Kantoren, sondern auch bedeutender Meister der Zeit wie z. B. Heinrich Schütz, Hieronymus und Michael Praetorius, der Bach-Familie u. a., hinzu kommen Erstdrucke und Abschriften der Werke italienischer und englischer Meister. Das THLMA übernimmt Adjuvantenarchive der Kirchgemeinden auf Grundlage von Depositalverträgen. Archivische Betreuung unter dem Schutz des Thüringer Archivgesetzes, Restaurierung, Verfilmung sowie Wiederaufführung und Forschung gelten für alle Bestände des THLMA.

Seit dem Umzug des Hochschularchivs in moderne Magazin- und Arbeitsräume im Hochschulzentrum am Carl-Alexander-Platz 1 in Weimar haben sich die Aufbewahrungs- und Benutzungsbedingungen enorm verbessert. Die Benutzung richtet sich nach der Archivordnung. Es stehen als Arbeitsmittel Findbücher, Personen- und Sachregister zur Einsichtnahme bereit.